15. Diciembre – Puerto Guadal-Chile Chico –
Último paseo en bicicleta :-)

4 Radtage liegen hinter uns. Über die ersten 60 km am ersten Tag hab ich ja ausführlich berichtet… 2 weitere hätten folgen sollen, 3 Tage sind es am Ende geworden. In Summe 160 km auf Schotter, 105 km davon auf einem wunderschönen Teil abseits der berühmten Carratera Austral (die haben wir nur am ersten Tag genossen). Die Ruta 265 – 105 km in 3 Tagen. Klingt nach wenig, war aber VIEL :-)!

Also, am 2. Tag war der Gegenwind kein so großes Problem, eher oft windstill. Wunderschöne Landschaft. Gewohnt hügelig, bergauf-bergab… In Mallin Grande, der einzige Ort auf diesen 105km, machten wir einen Stopp um nochmal einzukaufen und haben uns entschieden, in der einzigen Hospedaje zu übernachten. Nette Familie, nettes Zimmer, auf die Frage ob wir Wäsche zum Waschen hätten, ich glaube wir haben schon etwas streng gerochen ;-), haben wir ihr einen riesen Sack mit unserer ganzen Wäsche gegeben. Im Glauben dass sie sicher einen Wäschetrockner hat, denn es war schon Abend und wir wollten morgen früh los, waren wir umso verwundeter als wir unsere gesamte Wäsche später am Gartenzaun hängen sahen…

DSC05276

In der Früh hing dann unsere Wäsche über und um dem Küchenherd :-). Sie war tatsächlich trocken!
Am 3. Tag ging es am Schotter fröhlich weiter, noch knapp 80 km nach Chile Chico. Kurz kam der Gedanke, dass es vielleicht an einem Tag schaffbar ist. Aber, nein keine Chance, – nicht die Geringste! 33 km war das Höchste der Gefühle an dem Tag, soviel unwegsamer Schotter und so bergig. Unsere Karten-App zeigte einen Campingplatz eben genau nach 33 km. Da war vielleicht irgendwann mal einer, heute: verwaist und ein eigenartiger Mann vor Ort, der uns wieder weggeschickt hat.
Also was tun im windigen Patagonien, mitten in der Pampa? Richtig, ein Wartehäuschen zum Eigen machen ;-). Hier bauten wir also unser Zelt hinein, ok, es war ein bisschen zu klein, also musste das Zelt der Breite  nach rein ;-). Haben Nudeln mit Soße gekocht und wunderbar geschlafen.

DSC05307  DSC05309

Tag 4, um 8 Uhr im Sattel gings gleich mal wieder bergauf! Oh Gott, teilweise tiefer Schotter und so steil, unmöglich zu fahren, an dem Tag haben wir also echt viel geschoben.
Mal kreuzten Kühe unseren Weg, mal Hasen…

DSC05282 DSC05338
 
DSC05283 DSC05328

An dem Tag hofften wir inständig, dass ein Pickup stehen bleibt und uns ein Stück mitnehmen kann, denn auch das Schieben war so anstrengend, zwei Schritte vor und einen Schritt zurück… Bergabfahrten war kein Fahren, sondern eher ein einziges Rutschen, bremsen um nicht zu stürzen.
Dann schickte uns der Himmel einen älteren Herrn mit Pickup, am steilsten Stück hat er sich unser erbarmt und mühevoll all unsere Sachen samt Räder aufgeladen. 8-10km waren es wohl und das war herrlich. Ein alter Mann, der im Winter nähe der Straße wohnt und im Sommer hoch oben in den Bergen, mit seinen Tieren!

DSC05325

Den Rest der Strecke bis Chile Chico kämpften wir und genossen auch jeden Meter, denn es war wohl die letzte größere Radtour auf unserer Reise. Und es war so schön!! Wir sind da nicht nur durchgefahren, wir waren mitten drinn, Natur pur, „ausgeliefert“… um einzuatmen und auszuatmen – um zu sein, wer wir sind!

Die Bremsen sind abgefahren, es ist Zeit abzusteigen ;-)!

DSC05267

1.000 km sind es wohl gewesen. Ihr fragt euch vielleicht „ja, aber ihr hattet ja viel mehr vor, ihr wolltet doch eine Radreise machen“… Irgendwann standen wir vor der Entscheidung, wollen wir viel Radfahren und somit automatisch weniger sehen und anschauen können, oder wollen wir viel sehen und eben weniger Radfahren. Wir haben uns wohl schon länger vorher, noch unbewusst, für Zweiteres entschieden. Trotzdem haben wir uns dann auch die Frage des „Scheiterns“ gestellt, sind wir jetzt gescheitert, an unserem ursprünglichen Vorhaben? Nein, sind wir nicht. Ganz im Gegenteil. Felxibilität ist eine der wichtigsten Eigenschaften die man wohl in Südamerika braucht, und die haben wir schlussendlich gelebt. Und ganz ehrlich, wären wir nur die letzten 4 Tage, also 160 km gefahren – alleine diese Strecke hätte sich ausgezahlt, dass wir die ganze Zeit die Räder mitschleppen!!!
Wir sind hier keine klassischen Backpacker und auch keine klassischen Reiseradler, wir sind Backpacker die zwischendurch 1.000 km in den Anden Ecuadors, am Altiplano zwischen Peru und Bolivien, an der Küste Chiles und in Patagonien mit dem Rad gefahren sind. Haben wir nur den geringsten Grund unzufrieden oder enttäuscht zu sein? NEIN, wir genießen das Privileg hier zu sein und noch dazu, von allem etwas zu haben!

Morgen geht’s, per Rad 15 km, nach Argentinien rüber, sofern Karo wieder gesund ist, denn sie kämpft jetzt mit einer Verkühlung.
Dann folgen 8 Tage in Argentinien, Fitz Roy, Cerro Torre und der Moreno Gletscher, pünktlich zu Weihnachten sind wir zurück in Chile und feiern in Puerto Natales.

3 Comments

  • Elisabeth Schnattler

    17. Dezember 2015 at 18:56

    „Die Ruta 265 – 105 km in 3 Tagen. Klingt nach wenig, war aber VIEL“

    Klingt nicht nach wenig für mich 😀
    Definitiv kein Scheitern, ihr seid ja dort um etwas zu erfahren und zu sehen und nicht mit der Rad gegen unbezwingbare Horrorböhen anzukämpfen.

    PS: Ich hab mich grad laut in der Bib über das Zelt im Wartehäuschen zerkugelt. Ihr seid genial.

  • Jörg Krombach

    18. Dezember 2015 at 0:11

    Respekt vor Eurer Leistung!!
    Ich war dort unten und habe die Landschaft und die Wege sowie die Winde noch sehr gut in Erinnerung!
    Meiner Meinung nach habt Ihr eine tolle Kombination gefunden und das Beste aus Eurer Zeit gemacht!
    Die grobe Schotterpiste der Carretera-Gegend gehört einfach auch zum „Gesamterlebnis Patagonien“!!
    Seid froh, dass Ihr nicht die Strecke von Puerto Montt nach Coyhaique geradelt seid. Die dortige Schotterpiste war die gröbste, die ich bislang erlebt hatte…
    Als wir seinerzeit am Lago General Carrera im Zelt lagen war der Wind dermassen stark, dass alle Zeltstangen brachen und die Zeltplane in Tornado-ähnlichen Winden flach über uns flatterten. In der Nacht hatten wir kein Auge zugedrückt. Aber das Erlebnis wollten wir im Nachhinein auch nicht missen!
    Jetzt steht Euch die argentische Pampa bevor – auch sehr eindrucksvoll und ganz anders als die Landschaft auf der chilenischen Seite.
    Haltet Ausschau nach Condore!
    Am Lago Argentino mit dem Perito Moreno Gletscher hatten wir mehrere gesehen.
    Und passt auf, dass Ihr nicht von abplatzenden Eisbrocken des kalbenden Gletscher erschlagen werdet!!
    Ihr werdet sehr nah am dramatischen Geschehen sein!!

  • Katja

    19. Dezember 2015 at 13:03

    viva la pura vida Linda’s ist alles was ich sagen kann.
    besitos y un abrazo forte karolinka xxx ❤️ *

Post a Comment