1933 geboren, aufgewachsen mit sechs Geschwistern, später Mutter von fünf Kindern. Ein Leben, das geprägt war von harter Arbeit, Schicksalsschlägen – und doch getragen von einer inneren Stärke, die man nicht lernen kann, sondern die tief aus einem selbst kommt.
Seit 65 Jahren lebt sie am Hof, wo ich sie besuchen durfte – heute gemeinsam mit einer ihrer Enkeltöchter. Als ich ankam, stand sie im Dirndl in der Tür. Würdevoll, herzlich, bereit, mir ihre Welt zu zeigen. Sie hilft noch immer mit – bei den Hühnern, im Garten, rund ums Haus. Und sie betreut liebevoll die kleine Kapelle gleich neben dem Hof, ein stiller Ort, der so viel über ihr Leben erzählt, ohne Worte.
Als ich mit ihr sprach, war ich tief bewegt. Ihre Worte, ihr klarer Blick, ihr wacher Geist – mit 91 Jahren (sie wird in einigen Monaten 92!!). Sie fährt noch selbst mit dem Auto durch den Ort, geht zu ihren Terminen, sie ist noch aktiv bei verschiedenen Vereinen, wie zb den Goldhauben. Sie kennt die Menschen, das Leben, die Geschichten. Und sie erzählt – so klar, so lebendig, so wertschätzend.
Auch Corona hat sie nie erwischt – „Ich hatte meine eigene Strategie“, sagte sie schmunzelnd. Jeden Tag ein kleines Stamperl – das hat offenbar gewirkt. Und irgendwie passt es zu ihr: Leben mit Hausverstand, mit Humor und einer gesunden Portion Bodenständigkeit.
Ich durfte mit ihr über Erinnerungen sprechen, über Krieg und Verlust – sie hat einen Bruder im 2. Weltkrieg verloren, er kam nicht mehr nach Hause. Auch einen Sohn musste sie viel zu früh loslassen. Auf meine Frage, ob sie im Rückblick auf ihr langes Leben je etwas bereut hat, sagt sie: „Ich habe nichts zu bereuen. Sie habe und hatte ein schönes Leben – mit Höhen und Tiefen.“
Ihre Kinder haben einmal gesagt: „Mama, du hattest manchmal so ein schweres Leben – und du warst nie verbittert, nie grantig.“
Und genau das spürt man: Diese Frau hat viel verloren – und dennoch nie sich selbst. Sie hat getragen, gehalten, weitergelebt. Nicht verbittert, sondern im Vertrauen. Mit einem Herzen, das nie aufgehört hat, zu lieben. Auch ihr Glaube zu Gott hat ihr immer die nötige Kraft gegeben.
Ich hatte viele Fragen. Und sie viele Antworten – aber keine aus dem Kopf, sondern aus dem Herzen. Es war ein Gespräch, das ich nie vergessen werde.
Forever Active – das ist für mich auch: zuhören dürfen. Lernen. Staunen. Und erkennen, wie viel Kraft in einem Leben steckt, das getragen ist von Liebe, Glaube und dem Mut, weiterzugehen.